Schüleraustausch bedeutet Kulturaustausch. Ziel ist neben der Vertiefung der Sprache auch immer das Verständnis unterschiedlicher Kulturen füreinander zu vertiefen. Denn so wächst der gegenseitige Respekt und die Toleranz füreinander.

Daher kommt gerade dem Austausch zwischen Völkern und Regionen, die historisch verfeindet waren, besondere Bedeutung zu. Dort, wo damals Hass untereinander herrschte, wo Großväter noch erbittert gegeneinander gekämpft haben, kann heute Partnerschaft wachsen und können Freundschaften entstehen.

Das Max-Ernst-Gymnasium erfüllt diese Idee beispielsweise durch den seit vielen Jahren bestehenden Israel-Austausch mit Leben. Seit letztem Jahr ist nun eine weitere Partnerschule aus einer Region, die enorm unter den Folgen nationalsozialistischer Herrschaft gelitten hat, dazu gekommen: das Collège René Descartes in Le Havre. Die Stadt in der Normandie beherbergt den zweitgrößten Hafen Frankreichs. Unter deutscher Besatzung wurde dieser zum Teil des Atlantikwalls und zur Festung ausgebaut, wodurch die Stadt in 132 alliierten Bombenangriffen auf deutsche Stellungen weitgehend zerstört wurde.

In der vergangenen Woche fand nun der zweite Besuch von Brühler Schülern in Le Havre statt. Ein freundlicher Empfang in den Gastfamilien war der Anfang von drei ausgefüllten Tagen, die die 23 Austauschschüler aus den Klassen 7 und 8 in Begleitung von Frau May und Frau Palmen-Lamotke gemeinsam verbrachten. Nach einem Unterrichtsbesuch in der Partnerschule und dem offiziellen Empfang durch M. Saint Martin, den Vizepräsidenten des Großraums von Le Havre, im großen Saal des Rathauses, wo jeder Schüler ein Le Havre-T-Shirt zur Erinnerung erhielt, erfuhren die Gäste aus Brühl, was Le Havre und ihre Umgebung alles zu bieten haben. Eine Stadtrallye, der Besuch des Sumpfgebiets, der Pont de Normandie, von Honfleur, des neu eröffneten Museums Jeanne d’Arc in Rouen, ein Damen-Basketballspiel der 2.Liga und eine Klippenwanderung auf den Felsen von Etretat ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Das Programm-Highlight war eine lustige Vélorail-Tour am Sonntag, bei der es auf von Kettenlaufwerken betriebenen Schienenfahrzeugen über eine 5.2 km lange Strecke durch die normannische Landschaft ging.

Nach der herzlichen Verabschiedung freuen sich nun alle auf ein Wiedersehen im kommenden Frühjahr in Brühl. Und obwohl es den Schülern vielleicht gar nicht bewusst ist, für die begleitenden Lehrerinnen bleibt die Erkenntnis, dass dieser Austausch ein kleiner Beitrag zur Völkerverständigung ist.